Nicht nur in den Elysäischen Gefilden, sondern von Anfang bis Ende bringen Les Arts Florissants ein arkadisches Leuchten in die Partitur, welches auch die dramatischen Härten von Trauer, Trotz und Todesmut einfängt. Nicht nur für die Gluck-Diskografie ist das eine Sensation. Zwei Aspekte waren dem früheren Sänger Paul Agnew für die Einspielung der Pariser Fassung von Glucks epochaler Vertonung des antiken Mythos wichtig. Er wollte hörbar machen, wie der mit Opern Rameaus erfolgreiche Uraufführungstenor sich in der riesigen Partie des Orphée die ganz anderen Erfordernisse Glucks aneignete. Zudem sollten die umfangreichen Divertissements auch ohne visuelle Eindrücke essenzielle Plastizität gewinnen. Beides gelang als phänomenale Gesamtleistung von Stimmen, Instrumenten und dirigentischer Sensibilität. Der in hohem Maße Akkuratesse und Ausdruck verbindende Haute-Contre Reinoud Van Mechelen wächst hier über sich hinaus. Auch in geringen Dynamikbereichen schwebt die Stimme über den Chören. Die edle Gesangslinie härtet Van Mechelen nur für die scharfe Diktion der Furienszene. Er setzt eine schwer zu übertreffende Leistung, der alle Mitwirkenden hochklassig zuarbeiten.

Gluck: Orphée et Eurydice (Pariser Version)
Reinoud Van Mechelen (Orphée), Ana Vieira Leite (Eurydice), Julie Roset (Amour), Les Arts Florissants, Paul Agnew (Leitung)
harmonia mundi



