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Rezension Emmanuelle Haïm – Händel: Italienische Kantaten

Flirts, Liebe, Vergewaltigung

Emmanuelle Haïm und ihre Solistinnen kosten die Höhen und Tiefen der Minidramen des jungen Händel leidenschaftlich aus.

vonRoland H. Dippel,

Für den jungen Händel war es sicher eine gewaltige Freude, großartige Vokalvirtuosinnen mit diesen musikalischen Minidramen für schöne Anlässe zu beglücken. Emmanuelle Haïms neues Album vereint Modisches, Poetisches und Pathetisches für Privataufführungen italienischer Auftraggeber im frühen 18. Jahrhundert: Die den Kreuzrittern gefährlich werdende Zauberin Armida leidet an Trennungsschmerz, die stolze Römerin Lucrezia geht nach ihrer Vergewaltigung in den Tod, der Schäfer Aminta bedrängt die Nymphe Fillide mit einer massiven Flirt-Attacke. Die Sängerinnen stehen auf beeindruckender Höhe barocker Verzierungs- und Ausdrucksfertigkeit, überdies hinterfragen sie das damalige Geschlechterbild: Wut, Enttäuschung, Liebe werden dargestellt aus der Perspektive junger Frauen, die diese Erregungszustände suchen, ihnen aber keineswegs wehr- oder willenlos ausgeliefert sind. Eine spannende Konstellation!

Händel: Italienische Kantaten
Aminta e Fillide HWV 83
Armida abbandonata HWV 105
Lucrezia HWV 145
Triosonate h-Moll op. 2 Nr. 1

Sabine Devieilhe (Sopran), Lea Desandre (Mezzosopran), Le Concert d’Astrée, Emmanuelle Haïm (Leitung)
Erato

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