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Zum Tod von Roger Norrington

In der Klarheit des Klangs

Der britische Dirigent Sir Roger Norrington ist im Alter von 91 Jahren gestorben.

vonRedaktion,

Der britische Dirigent Sir Roger Norrington ist am Freitag im Alter von 91 Jahren im englischen Devon gestorben. Norrington galt als einer der einflussreichsten Wegbereiter der historischen Aufführungspraxis und prägte mit seinen radikalen Ansätzen das Musikverständnis einer ganzen Generation. Sein Markenzeichen war der Verzicht auf Vibrato, das für ihn den „natürlichen Klang“ der Musik des 18. und 19. Jahrhunderts verfälschte.

Geboren 1934 in Oxford, studierte Norrington zunächst Literatur und Geschichte in Cambridge, wandte sich dann aber ganz der Musik zu und lernte das Dirigierhandwerk am Royal College of Music bei Sir Adrian Boult. Bereits in den 1960er-Jahren gründete er den Schütz Choir of London, später die London Classical Players – Ensembles, mit denen er das klassische Repertoire auf Originalinstrumenten aufführte und eine klangliche Ästhetik entwickelte, die er später auch auf moderne Orchester übertrug. Etwa als Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (1998–2011). Der „Stuttgart Sound“ – leicht, transparent, historisch informiert – sorgte für internationale Beachtung.

Dienst am Werk

Zu seinen bekanntesten Aufnahmen zählen Gesamtzyklen von Beethoven und Mendelssohn, aber auch Opern von Mozart. Seine Interpretationen polarisieren bis heute: Für die einen waren sie Befreiung, für andere klanglicher Dogmatismus. Norrington selbst verstand seine Arbeit stets als „Dienst am Werk“.

Neben Engagements bei renommierten Orchestern in Salzburg, London, Zürich oder New York war Norrington ein leidenschaftlicher Vermittler: Mit Humor und Charisma moderierte er oft selbst seine Konzerte – ganz im Sinne einer zugänglichen, lebendigen Klassik. Für seine Verdienste wurde er vielfach ausgezeichnet: 1997 erhielt er den Ritterschlag von Königin Elizabeth II.

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