Von den drei Großstädten Sachsens hat die Industrielegende Chemnitz einen weitaus kontrastreicheren Wandel durchlebt als das prunkvolle Residenzidyll Dresden und die musiksinnige Messestadt Leipzig. Noch immer ist das 1971 eingeweihte Karl-Marx-Monument Wahrzeichen für die „Stadt der Moderne“, obwohl der zu DDR-Zeiten eingeführte Name Karl-Marx-Stadt mit der Wiedervereinigung in den ursprünglichen Namen umgewandelt wurde. Nach der Wende erfuhr das Zentrum eine rasante Umgestaltung. Der urbane Brühlboulevard verlor an Bedeutung, während am Roten Turm ein neues Geschäftszentrum mit Glasfassaden und Nahverkehrsknoten entstand.
Das am nördlichen Erzgebirge gelegene Chemnitz beeindruckt durch ein breites Kulturangebot, Edelgebäude in allen Stadtteilen und ein hoch renommiertes Museumsensemble. Dazu gehören die Städtischen Kunstsammlungen mit dem für die Schwerpunkte Otto Dix und Alexej von Jawlensky berühmten Museum Gunzenhauser. Nach der von Henry van de Velde entworfenen Villa Esche erhielt Chemnitz im Kulturhauptstadt-Jahr 2025 ein weiteres Juwel: Am 7. April wurde der ehemalige Kindheitsort des Malers Karl Schmidt-Rottluff als Künstlerhaus eröffnet und zusammen mit der benachbarten Mühle, in der dieser seine Kindheit verbrachte, als weiterer Hotspot konzipiert. Die bis 1974 errichtete Stadthalle mit ihrer exquisiten Akustik ist Konzertort der Robert-Schumann-Philharmonie.
Hochkultur, Konsummoderne und Industriecharme
Chemnitz, im späten 19. Jahrhundert eine der wirtschaftlich stärksten Städte Deutschlands, wird heute geprägt von Wohnquartieren wie Kaßberg und Altchemnitz sowie von riesigen Industriebauten aus der Kaiserzeit, als man Chemnitz auch das „Sächsische Manchester“ nannte. Das Industriemuseum befindet sich in der ehemaligen Gießereihalle der früheren Werkzeugmaschinenfabrik Escher, das Staatliche Museum für Archäologie im von Star-Architekt Erich Mendelsohn geplanten Kaufhaus Schocken. Heute bieten die Theater Chemnitz mit ihren fünf Sparten ein regelmäßig mit Preisen und Medienhymnen ausgezeichnetes Programm.
In der Heimatstadt des derzeit eine Renaissance erlebenden Musical-Komponisten Gerd Natschinski, der Schriftsteller Stefan Heym und Peter Härtling kann man ohne Weiteres vier bis fünf erlebnisreiche Tage verbringen. Die Bahnstrecke durch das nahe Zschopautal und die Regionalstadtbahn Chemnitz-Stollberg gehören zu den schönsten Routen der neuen Bundesländer.