Es sind vor allem die vielschichtigen dramaturgischen Mittel, die die letzte vollendete Oper „Der Kreidekreis“ des österreichischen Komponisten Alexander Zemlinsky auszeichnen: Spätromantische Harmonik zwischen Richard Strauss und Gustav Mahler sowie komische Szenen im Stil von Kurt Weill treffen auf dem Melodram verwandte Strukturen und subtiles fernöstliches Lokalkolorit – gutes Ausgangsmaterial für einen archaischen Bühnenstoff, der zwischen Märchen und kriminalistischem Drama changiert.
Im Zentrum der Handlung steht Haitang, die von ihrer Mutter aus Geldnot an ein Freudenhaus abgegeben wird. Dort verliebt sich Prinz Pao in diese. Doch beim Freikaufen kann sich dieser gegen den Steuerpächter Ma nicht durchsetzen. Ma nimmt Haitang als Zweitfrau und zeugt ein Kind mit ihr. Die Erstfrau Mas fürchtet indes um ihr Erbe und ermordet den Steuerpächter, lastet die Tat Haitang an und nimmt sich des Kindes an. Das Schicksal wendet sich erst, als Pao Kaiser wird. In einem salomonischen Urteil prüft Pao, wer die leibliche Mutter des Kindes ist und gesteht Haitang ihr Kind zu. (PE)