Seit der Prägung des Begriffs „Renaissance“ durch Arthur de Gobineau und Walter Pater fasziniert diese Epoche. Im Doppelsinn verwendet ihn jetzt die versierte Pianistin Shani Diluka und fügt ihrer Anthologie als Prolog sogar einige Poeme aus eigener Feder bei. Was in Opern, historischen Fiktionen und Fantasien aus Perspektive der frühen Moderne und der Romantik mit oft sensationell-voyeuristischer Aufmachung im Zentrum steht, berührt Diluka auf einem Konzertflügel allerdings nur am Rande: Die Renaissance als Ambiente frenetischer Leidenschaften. Aber auch Diluka kommt an Didos Sterbearie aus Purcells Oper (in eigener Transkription) und Byrds „Wahnsinnigem Liebendem“ nicht vorbei. Insgesamt klingt ihre Auswahl von Stücken für Tasteninstrumente und Arrangements aus Kompositionen von der zweiten Hälfte des 16. bis tief ins 18. Jahrhunderte erstaunlich milde, sanft und vor allem in wohltemperierter, fast argloser Balance. Dilukas pianistische Überschreibungen nähern sich also fast der anspruchsvollen Salonmusik um 1900 – bereichert um eine mutige Prise von Satie abgelauschten Schrägheiten, welche bei ihr nie mit der elegisch-eleganten Attitüde in stilistische Konflikte geraten.

Renaissance
Werke von Eccles, Byrd, Frescobaldi, Palestrina, Monteverdi, Corelli, Scarlatti, Händel, J. S. Bach u. a.
Shani Diluka (Klavier)
Warner Classics