Die Musik des als erster litauischer Nationalkünstler betrachteten Mikalojus Konstantinas Čiurlionis ist von einer überwältigenden, verschwenderischen und deshalb sehr üppig wirkenden Farbigkeit. Der 1911 im Alter von nur 35 Jahren gestorbene Maler und Komponist stand am ehesten der Strömung des Symbolismus nahe, ließ das 19. Jahrhundert hinter sich und vollzog doch nicht ganz den Schritt in die Moderne. Seine sinfonischen Dichtungen „Jūra“ („Das Meer“) und „Miške“ („Im Wald“) haben Analogien zu den panreligiösen Sujets Rimski-Korsakows und zur freien Tonalität Janáčeks, setzen allerdings im fast reißenden Strom schöner Harmonien kaum Kontraste. Das Litauische Nationale Sinfonieorchester und das Orchestre Philharmonique de Radio France federn Čiurlionis’ von einem hohen ganzheitlichen Anspruch für Kunst und Leben inspirierte Klangeuphorie dezent ab. Mit der Pianistin Onutė Gražinytė und dem Chorleiter Romualdas Gražinis sind auch die Schwester und der Vater der Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla auf dem Vinyl-Album vertreten. Es ist ein gewichtiger Meilenstein für die internationale Verbreitung litauischer Kultur. Hoher Reiz und akustische Überreizung liegen ganz nahe beisammen.
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Čiurlionis: Jūra, Miške, Lakstingala, Ruduo & Preludias a-Moll, Gražinis: Sutartine
Onutė Gražinytė (Klavier), AIDIJA-Kammerchor, Oberstufenchor der Nationalen M. K. Čiurlionis-Kunstschule, Lithuanian National Symphony Orchestra, Orchestre Philharmonique de Radio France, Mirga Gražinytė-Tyla & Romualdas Gražinis (Leitung)
Deutsche Grammophon




