Kurz Liebhaber, danach lebenslanger Freund von Marcel Proust, Mitstudent des ein Jahr jüngeren Maurice Ravel: Reynaldo Hahn, Spross einer großbürgerlichen Familie aus Venezuela, wirkte als Komponist im Paris der frühen Moderne. Seine Ballettmusik „Le Dieu bleu“ über ein Liebespaar in einem indischen Felsentempel, Ungeheuer und einen blauen Gott schuf er für die Ballets Russes. Die Premiere 2012 floppte, die Musik geriet weitgehend in Vergessenheit. Das Orchestre Les Frivolités Parisiennes und Dirigent Dylan Corlay haben sie für CD ausgegraben. Das Ergebnis ist zauberhaft, schillert zwischen Borodin, frühem Strawinsky und Copland. Hahn bediente sich kundig in der Trickkiste des musikalischen Exotismus. Es gibt feierliche Ritualmusik, duftige Flötentöne, mystisch verschattete Passagen, klingelnde Arabesken, instrumentale Klagelieder, schwungvolle Streicherpolyfonie. Alles plastisch, strahlend, funkelnd, farbenprächtig wieder zum Leben erweckt. Ein echter Gewinn.

Hahn: Le Dieu bleu
Les Frivolités Parisiennes, Dylan Corlay (Leitung)
B-Records