Eine Barockoper, wie sie sein soll: Staats- und Privathandlung verquicken sich, heroische Taten, Verstrickungen, Missverständnisse, Eifersucht, Intrige, Verrat, Rache, ein Attentatsversuch, Bestrafung, große Affekte und ein genretypisches Happy End. Carl Heinrich Grauns „Adriano in Siria“ erzählt sehr frei und fantasiereich von den Truppeninspektionen des römischen Kaisers Hadrian im Nahen Osten. 1746 wurde die Oper für Preußenkönig Friedrich II. in Berlin uraufgeführt, 2024 kam sie bei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci als Neuproduktion auf die Bühne. Jetzt ist sie auf CD zu hören. Festspielleiterin Dorothee Oberlinger leitet das hervorragend aufgestellte Ensemble 1700. Das Ergebnis: ein wundervoll transparenter und doch farbintensiver Orchesterklang mit Spannkraft, abwechslungsreich und mit starkem Profil in den Instrumentengruppen. Gleich drei hohe Männerstimmen kommen zum Einsatz: Valer Sabdus in der Titelpartie, Bruno De Sá als sein Rivale im Feindeslager, Federico Fiorio als Hadrians Adujutant. Glühend, schimmernd und ausdruckstark, mit federnden Koloraturen und Strahlkraft, sorgen schon diese Partien für ein opulentes Fest der Stimmen. Doch auch die übrigen Solopartien brauchen sich nicht verstecken. So ist eine sehr runde, mitreißende Aufnahme dieser Rarität gelungen.

Graun: Adriano in Siria
Valer Sabadus (Adriano), Bruno de Sá (Farnaspe), Roberta Mameli (Emirena), Keri Fuge (Sabina), David Tricou (Osroa), Federico Fiorio (Aquilio), Ensemble 1700, Dorothee Oberlinger (Leitung)
deutsche harmonia mundi