Unter Bizets Liedern finden sich viele Juwelen mit berückenden Melodien und apartem Kolorit. Kurz vor dem 150. Todestag des „Carmen“- und „Perlenfischer“-Komponisten erschienen diese erstmals in einer liebevollen Gesamteinspielung mit einem Érard-Flügel und zwei authentischen Pleyel-Klavieren. Hervé Lacombe schrieb eine hervorragende Einführung. Motivfragmente aus Bizets berühmten Werken finden sich in einigen seiner „Mélodies“. Die lyrischen und romanzenhaften, seltener burlesken Poeme zeigen Bizet als genauen Kenner der Lyrik seiner Zeit. Diese Edition gehört neben den Orchesterliedern Massenets bei Bru Zane und der Gesamteinspielung der Lieder Faurés mit Cyrille Dubois zu den wichtigen französischen Lied-Editionen der letzten Jahre. Dubois bestätigt seinen Ruf als exzeptioneller Interpret dieses Fachs. Seine Diktion ist exzellent, gesanglich setzt er bezaubernde und sensible Akzente. Auf diesem hohen Rang kommen die anderen Stimmen nicht ganz mit. Marianne Croux tendiert manchmal zu leichten Schärfen. Coline Dutilleul und Guilhem Worms singen schön, aber ohne Dubois’ akribische Deutlichkeit. Luca Montebugnoli und Edoardo Torbianelli gestalten mit erlesener Sorgfalt.

Bizet: Sämtliche Lieder
Marianne Croux (Sopran), Coline Dutilleul (Mezzosopran), Cyrille Dubois (Tenor), Guilhem Worms (Bassbariton), Luca Montebugnoli (Klavier), Edoardo Torbianelli (Klavier)
Harmonia mundi