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Buchrezension – Alain Steffen: Falsche Noten zählen nicht

Auch im Olymp gab es Probleme

Gespräche mit Interpreten und Komponisten eröffnen vielfältige Perspektiven auf die gegenwärtige Klassikszene

vonSabine Näher,

„Eine Karriere in der klassischen Musik ist selten. Nur wenige können ausleben, was in ihrem Innern drängt und lodert. Versuch es erst gar nicht!“ So fasst Daniel Behle die Warnungen zusammen, die sich angehende Künstler anhören müssen. Genau wie die anderen 21 Dirigenten, 13 Sänger, 13 Instrumentalisten (Violine, Klavier, Flöte, Cello), 3 Streichquartette, 1 Duo und 3 Komponisten, die in dieser Interview-Sammlung zu Wort kommen, hat sich der Tenor allen Unkenrufen zum Trotz der Herausforderung gestellt. Seine Lösung für die viel beschworene Krise der klassischen Musik lautet: den „Einweghörer“ unterhalten und den Interessierten nicht langweilen. Dass ein künstlerischer Tausendsassa wie Tenor Rolando Villazón beides beherrscht, ist ohnehin klar, aber auch bei Gesprächspartnern, die man auf einer strengeren Linie verortet, findet Interviewer Alain Steffen Aspekte, die den „Einweghörer“ ansprechen. So beschreibt Dirigent Christian Thielemann Bruckners Musik als „Erotik in der Kirche“, Geiger Gidon Kremer plädiert dafür, die klassisch-konservativen Wege zu verlassen, um „unbekannte musikalische Welten zu entdecken“, und David Philip Hefti erklärt, dass sich zeitgenössische Komponisten vor ganz ähnliche Herausforderungen gestellt sehen wie ihre heute in den Olymp gehobenen Kollegen früherer Jahrhunderte.

Die Interviews sind gut lesbar und beleuchten die Künstler aus den verschiedensten Blickwinkeln. Bloß die Auswahl wirft Fragen auf: Warum so viele Dirigenten, während so viele Instrumente gar nicht vertreten sind? Vor allem aber: Warum unter diesen vielen keine einzige Dirigentin?

Musikpublizist aus Luxemburg: Alain Steffen
Musikpublizist aus Luxemburg: Alain Steffen

Falsche Noten zählen nicht – Interviews mit Musikern III
Alain Steffen
Rombach, 388 Seiten
34 Euro

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