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Porträt Salut Salon

Klassisch verführt

Lachen im Konzertsaal? Erlaubt ist, was Spaß macht – Salut Salon geht auf Weihnachtstournee

vonFriederike Holm,

Wir befinden uns im Jahre 275 nach der Entstehung von Vivaldis Sommer. Ganz Klassiktopia hat Die vier Jahreszeiten tot gespielt … Ganz Klassiktopia? Nein! Ein Quartett unbeugsamer Ladies hört nicht auf, dem Werk neues Leben einzuhauchen …

Und wie! Man stelle sich vor: Die berühmten ersten Takte aus dem dritten Satz, mit dem Vivaldi ein Sommergewitter darstellte, dargeboten von vier Damen im kleinen Schwarzen als musikalischer Wettstreit. Mit jeder Phrase fallen sich die Musikerinnen gegenseitig ins Wort, übertrumpfen sich mit immer waghalsigerer Akrobatik: Die Geige wird hinter dem eigenen Rücken gespielt, das Cello waagerecht in die Luft gehalten, das Klavier kopfüber traktiert. Klamauk mit klassischer Musik? Manch ein Konzert-Asket mag darüber die Nase rümpfen – dem Publikum aber gefällt’s. Im Internet wurde das Vivaldi-Video von Salut Salon bereits 15 Millionen Mal innerhalb eines guten halben Jahres angeschaut! Zum Vergleich: Anna Netrebko schafft es mit ihrem beliebtesten Video gerade mal auf eine Million, Anne-Sophie Mutter auf 500 000 Klicks.

Klassik neu arrangiert – mit einem kecken Schuss Humor

Ja, diese Damen definieren die Regeln in der Klassikwelt neu – und das mit Erfolg. Klassische Musiker haben andächtig und still zu sitzen, ihr Publikum hat in ebensolcher Weise zu lauschen, am besten in einem ehrwürdigen Raum, der im Dämmerlicht versinkt? Nicht bei Salut Salon: Die vier Musikerinnen wirbeln über die Bühne, geraten auch gerne einmal über sich selbst in Lach- und Gacker-Anfälle und beziehen Lichtstimmungen sowie Bühnendekorationen in ihre Shows ein. Ebenso wenig kümmern sie sich um Regeln und Grenzen in puncto Repertoire: Neu arrangierte klassische Werke paaren sich mit Filmmusik, Folk und Pop mit Chanson, Tango und Puppenspiel. Wen interessiert es da schon, dass mal ein Satz aus diesem, mal ein Ausschnitt aus jenem Werk kombiniert wird – zumal die Raffinessen in den eigenen Arrangements selbst den Kenner aufhorchen lassen.

Eben eine ganz individuelle Mischung aus Klassik und Kabarett, mit der dieses Quartett ein auch international stetig wachsendes Publikum erobert – darunter viele Zuhörer, die sonst nie in ein klassisches Konzert gehen würden.

Doch sind es nicht nur die eingängigen Melodien und witzigen Moderationen, die Zuhörer jeden Alters begeistern, sondern vor allem die Tatsache, dass sich die große persönliche Freude der Vier auf der Bühne auch auf das Publikum überträgt. Über den damit einhergehenden Erfolg würden sie selbst bis heute am meisten staunen, meint Angelika Bachmann, eine der beiden Geigerinnen und Gründerinnen, im Rückblick: „Wir haben das Quartett vor über zehn Jahren ja nicht gegründet, weil wir damit Karriere machen wollten, sondern wir haben immer gesagt, wir machen das so lange, wie es uns Spaß macht.“

Aus dieser gemeinsamen Freude an der Sache ist natürlich auch das aktuelle Programm entsprungen, passend konzipiert zum Fest der Liebe und mit der für Salut Salon typischen Mischung: ein Stückchen Bach und ein Werk von Brahms, ein bisschen Piazzolla, traditionelle Lieder in verschiedenen Sprachen samt festlich-humorvoller Stimmung. Na denn: Frohe Weihnachten!

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