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R. Strauss: Ariadne auf Naxos

In der Kunst zu einem Vorspiel degradiert zu werden ist nicht fair. Was wäre Shakespeares „Macbeth“ ohne die drei Hexen? Was wäre Goethes „Faust“ ohne „Zueignung und Vorspiel“? Und mal ehrlich: Der Exorzist wäre doch nur ein halb so schockierendes Leinwand-Opus, wenn Lankester Merrin nicht in den ersten zehn Minuten im fernen Irak auf das Abbild Pazuzus träfe. Und dass „Odyssee 2001“ ohne das Affen-Präludium gar keinen Sinn ergäbe, darüber sind sich nicht nur die Kubrick-Nerds einig.

Strauss’ „Ariadne auf Naxos“ ist in dieser Hinsicht ein janusköpfiges Wesen: In der ersten Fassung ist der Einakter nämlich ein Nachspiel, und zwar auf Molières „Der Bürger als Edelmann“ (auch das Nachspiel ist im Übrigen ein unterschätztes Genre, denn was wäre der Pixar-Film „Madagaskar“ ohne die drollige Lemureneinlage im Abspann?). Weitaus beliebter ist jedoch die zweite Fassung, eine „Oper in einem Aufzuge nebst einem Vorspiel“, wie der Komponist notierte. In diesem Vorspiel soll im Haus eines Neureichen die Opera seria „Ariadne“ gespielt werden – beste Voraussetzung also für einen nicht ganz so ernsten Opernabend. (MT)

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