Der griechischen Mythologie zufolge verfügte Orfeo über ein sagenhaftes Stimmorgan: Mit seinem Gesang konnte er alles Belebte und Unbelebte in seinen Bann versetzen und sogar Steine erweichen. Zudem durfte er in die Unterwelt, der Heimstatt der Toten, vordringen, von wo er seine Geliebte Euridice zu retten verhoffte. Einige gesangliche Überzeugungsarbeit später gab Pluto dem Ansinnen unter einer Bedingung nach: Orfeo darf sich auf dem Weg aus der Unterwelt nicht zu Euridice umsehen. Doch der Held versagte und verlor seine Verlobte auf ewig.
Um 1600 griff Claudio Monteverdi den Mythos auf und komponierte mit seinem „Orfeo“ die wohl älteste noch aufgeführte Oper der Musikgeschichte. Regisseurin Silvia Costa inszeniert die „Favola in Musica“ an der Staatsoper Hannover in surrealem Setting: Orfeo wird hier zum Liebenden, der den Tod Euridices nicht verkraftet, ihn nicht wahrhaben will und in Träumen und Halluzinationen immer stärker in eine grausame „Welt des kalten Entzugs“ abdriftet.
Die musikalische Leitung übernimmt Alte-Musik-Spezialist David Bates. (JM)