Kammeropern ermöglichen aufgrund reduzierter Besetzung einen intimen Zugang zu den Darstellenden und der Handlung des Stücks. Psychologische Aspekte und verbale Interaktion sind dort wichtiger als die äußere effektvolle Handlung auf der großen Bühne, wie unlängst die SWR Festspiele Schwetzingen mit „Der Doppelgänger“ auf Grundlage von Fjodor Dostojewskis gleichnamigem Roman bewiesen haben. Das kommt dem Nationaltheater Mannheim zugute, das im Studio Werkhaus eine Kammeroper zu Albert Camus’ „Der Fremde“ zur Uraufführung bringt.
Der Fokus von Komponistin Cecilia Arditto Delsoglio liegt dabei auf den subtilen Eindrücken, die in der Handlung um den teilnahmslosen Meursault koexistieren und miterzählt werden. Sonne, Hitze, Gerüche und das Meer – Informationen, die Camus als Subtext mitliefert, die sein Protagonist aber nicht ergreifen kann. Mit indifferenten Mitteln der Klangerzeugung sucht Delsoglio einen musikalischen Zugang in die Welt des französischen Existentialisten Camus. (PE)