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CD-Rezension Louis Andriessen

Harte Klänge heutiger Höllen

Durch die DVD eröffnet sich die Wahrnehmung eines eindrucksvollen Gesamtkunstwerks der Gegenwart

vonPeter Krause,

Die Archaik der Renaissance, den Minimalismus der Amerikaner und die Rhythmusspiele Strawinskys garniert Louis Andriessen mit solch krimitauglich sanften Dissonanzen nebst Sekunden- und Tritonus-Teufelchen sowie Alltagsgeräuschen, dass im Ergebnis eine für breite Hörerkreise bestens konsumierbare Musikmischung herauskommt. So klingt die Postmoderne. Wer sich seine Oper nur auf der Doppel-CD anhört, mag die Musik streckenweise enervierend finden. Die beiliegende DVD aber ermöglicht die ganzheitliche Wahrnehmung der Filmoper, die denn doch ein eindrucksvolles Gesamtkunstwerk der Gegenwart geworden ist. Inspiriert durch Dantes Epos La Divina Commedia hat der niederländische Avantgardist harte Klänge einer heutigen Hölle komponiert, für die Regisseur Hal Hartley passende Bildwelten findet: die Folterkammer einer Fabrikwelt. Beatrices berückende Vokallinien zeigen hingegen: Andriessen kann auch richtig schöne Musik schreiben.

Andriessen:
La Commedia

Claron McFadden (Sopran)
Cristina Zavalloni (Gesang)
Jeroen Willems (Gesang)
Marcel Beekman (Tenor)
Asko Ensemble, Schönberg Ensemble, Reinbert de Leeuw (Leitung)
Nonesuch (2 CDs & 1 DVD)

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