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Porträt Nils Wanderer

Eine Stimme von überirdischer Leichtigkeit

Der Countertenor Nils Wanderer verblüfft mit seiner künstlerischen Bandbreite.

vonGeorg Pepl,

Ganze Jahrhunderte liegen zwischen den Leben von Johann Sigismund Kusser (1660–1727) und Klaus Nomi (1944–1983). Der eine war Barockkomponist, der andere ein New-Wave-Countertenor, der heute als queere Ikone Kultstatus genießt. Im musikalischen Kosmos des Countertenors Nils Wanderer haben beide ihren Platz. In der Weltersteinspielung von Kussers Oper „Adonis“ unter der Leitung des Barockspezialisten Jörg Halubek ist er als Apollo zu hören. Und im vergangenen Herbst brillierte er in „Don’t You Nomi?“ an der Berliner Staatsoper Unter den Linden.

Nils Wanderers künstlerische Bandbreite entzieht sich jedem Schubladendenken, sein Aufstieg ist geradezu kometenhaft. Der in Ludwigsburg geborene Sänger gewann nicht nur bedeutende Wettbewerbe wie den Bundeswettbewerb Gesang und den zweiten Preis als erster Deutscher und einziger Countertenor bei Plácido Domingos Operalia. Längst hat er sich auch auf den großen Bühnen der Welt einen Namen gemacht. Kritiker schwärmen von der überirdischen Leichtigkeit seiner Phrasierung und seiner magnetischen Bühnenpräsenz.

Faible für die Popkultur

Der Sänger betätigt sich auch als Schauspieler, Choreograf und Regisseur. Bei aller Liebe zu den Genres Oper, Oratorium und Lied hat er ein ausgeprägtes Faible für die Popkultur. In seinem eigenen Projekt mit dem bezeichnenden Namen „Wanderer zwischen den Welten“ lässt er elektronische und barocke Musik aufeinandertreffen. Auch mit Peter Plate und Ulf Leo Sommer von Rosenstolz arbeitet er zusammen. In ihrem Musical „Romeo & Julia – Liebe ist alles“ am Berliner Theater des Westens verkörperte er die Rolle des Todesengels. 2021 präsentierte er mit Plate, Sommer und Joshua Lange den Song „St. Petersburg“ für die Deutsche Aids-Stiftung. Es ist ein Lied über die verbotene Liebe zweier Männer in Russland: ein großartiges Zeichen für LGBTIQ-Rechte.

Nils Wanderer ist ein ebenso vielseitiger wie gefragter Künstler – vom Auftritt beim spektakulären Berliner Popfestival Lollapalooza im September bis zu internationalen Opernauftritten mit Werken von Purcell, Händel und Britten. In der Spielzeit 2024/25 ist er zudem Artist in Residence am Mecklenburgischen Staatstheater.

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