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Porträt rejoice!-Ensemble

Carmen Replay

Das rejoice!-Ensemble präsentiert seine eigenwillige Version des Opern-Hits erstmals in Deutschland

vonThomas Jakobi,

Es war mir wichtig, die Geschichte genau so zu erzählen, wie ich sie empfinde, mit jedem Detail, das unter der Handlung verborgen liegt“ – David del Puerto will in seiner reduzierten Fassung die nackte Wahrheit über die Geschichte der Carmen freilegen, und die besteht für ihn darin, dass es viel mehr um Gewalt als um Liebe geht. Vor allem im heißblütigen Torero sieht der Komponist die dunklen Seiten: „Escamillo weiß ganz genau, dass er mit dem Liebesakt mit Carmen Don José vernichtet. Seine Leidenschaft für Carmen ist voller Egozentrik und Siegesgier.“ Der besagte Akt von Carmen und Escamillo ist folgerichtig in del Puertos Version alles andere als süße Romantik: eine Szene voller Beklemmung und düsterer Spannung – ausgedrückt von Carmen allein, sie ist die einzige verbliebene Solistin. Auf ihre Perspektive fokussiert del Puerto die Handlung: „Sie überstrahlt die anderen Charaktere, sie ist die dominante Figur, die die Bühne durchdringt.“

Musikalisch wird nicht nur Opernexperten vieles bekannt vorkommen: David del Puerto zitiert unverkrampft Melodien aus Bizets berühmter Vertonung der Novelle von Prosper Mérimée. Welthits wie die Seguidilla und die Habanera dürfen natürlich nicht fehlen – sie erscheinen in flüchtigen Momenten, bleiben aber identifizierbar. Kombiniert werden sie mit einem neu komponierten Stilmix, der von Anklängen an andalusische Folklore über Jazz und Rock bis zu elektronischen Effekten reicht und die Bizet-Zitate zeitweise überlagert, aber immer wieder durchscheinen lässt.

Carmens Abgründe werden in del Puertos Neufassung nicht nur zeitlich, sondern auch instrumentatorisch in konzentrierter Form ausgelotet: ein Akkordeon, gespielt vom mehrfach preisgekrönten Ángel Luis Castaño, eine E-Gitarre, die der Komponist selbst zum Klingen bringt, und Laia Falcón in der Rolle der Carmen als einzige Solistin reichen, um das ganze Drama zu fassen – David del Puerto findet die auf den ersten Blick überraschende Wahl der Instrumente historisch durchaus stimmig: „Wenn wir bedenken, dass Carmen  ihre Wurzeln im einfachen Volk hat, ist es für mich logisch, sie musikalisch mit zwei Instrumenten zu zeichnen, die ebenfalls aus der populären Welt kommen.“

Eine Videoprojektion hilft mit symbolträchtigen Bildern von Messern und Blut bei der Orientierung in der Handlung. Mit der für das 2008 von ihm gegründete rejoice!-Ensemble geschriebenen Carmen-Neufassung gelang David del Puerto 2010 im Teatro Réal de la Ópera in seiner Heimatstadt Madrid ein Riesenerfolg – jetzt ist Carmen Replay in einer konzertanten Version erstmals in Hamburg zu hören.

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