Seit 2020 lädt das Lausitz Festival alljährlich von Ende August bis Mitte September zu einem hochkarätigen Kulturprogramm ein. In der Lausitz, einer vielgestaltigen Region, die sich über die beiden deutschen Bundesländer Brandenburg und Sachsen sowie über angrenzende Gebiete Polens und Tschechiens erstreckt, hat sich das Festival mit seinem ambitionierten und genreübergreifenden Programm innerhalb weniger Jahre als feste kulturelle Institution etabliert. Es lenkt den Blick weit über die Region hinaus – und ist zugleich eng mit der Lausitz verbunden: Ein Großteil der Veranstaltungen entsteht in Kooperation mit lokalen und regionalen Partnern wie Museen, Theatern, Kulturstiftungen, Hochschulen, Kulturzentren und Kommunen. Das künstlerische Spektrum reicht dabei von Musik und Theater, Tanz und Film über Literatur und Diskursformate bis hin zu Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Schauplätze sind meist besonders markante Orte der Region, die deren Geschichte lebendig widerspiegeln – historische Industriegebäude ebenso wie Theaterbauten, als Museum genutzte Bauten, Schloss- und Parkanlagen, Filmtheater oder Kirchen.
Jeder Festivalausgabe ist ein anderes, sogenanntes Inspirationswort beigegeben, in dem aktuelle kulturelle wie gesellschaftspolitische Fragestellungen anklingen. Es zieht sich als eine Art Leitmotiv durch das Programm und verbindet Veranstaltungen unterschiedlicher Genres inhaltlich miteinander.

„unsbewusst“ als Inspirationswort
Vom 24. August bis 14. September lädt das Lausitz Festival in diesem Jahr zu seiner sechsten Ausgabe ein. Mit 31 Veranstaltungen an 20 Spielstätten in Südbrandenburg und Ostsachsen präsentiert das Festival erneut eine facettenreiche Mischung aus Eigenproduktionen und internationalen Gastspielen. Rund die Hälfte der Produktionen entsteht exklusiv für das Festival. Das Inspirationswort lautet diesmal „unsbewusst“ und knüpft an das letztjährige Motiv des „Anderselbst“ an. Der Begriff rückt das kollektive Unbewusste und die Idee eines gemeinsamen Resonanzraums in den Mittelpunkt künstlerischer Reflexionen; ein Plädoyer für das „Wir“ in einer Zeit der Selbstvergewisserung.
Höhepunkte aus Theater und Musik
Das Festival eröffnet mit der Uraufführung von „Sonettfabrik“, einem Stück des Regisseurs Michael Sturminger nach Shakespeare-Sonetten, inszeniert in der Brikettfabrik Louise in Domsdorf. Kurz vor dem Finale wird im Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau die Oper „Krabat“ von Marius Felix Lange uraufgeführt – eine musiktheatralische Auseinandersetzung mit der sorbischen Sagenfigur. Als Familienoper in 19 Szenen konzipiert, werden große Themen wie Angst, Krieg, Tod und Leben verhandelt, aber auch die Kraft der Liebe. Die musikalische Leitung übernimmt GMD Roman Brogli-Sacher, Rebekka Stanzel führt Regie.
Ebenfalls auf dem Spielplan stehen unter anderem das Beziehungsdrama „Müller & Müller“ über Heiner und Inge Müller im Besucherbergwerk F60 sowie der musikalisch-experimentelle Abend „Gravitations: Das Lied von den Menschen“, der chinesische Kunqu-Oper mit Jazz und Rap kombiniert. Der Abend setzt sich der Anziehungskraft von Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ aus, kreist um dessen poetische Quellen, die im alten China liegen, und gewinnt zugleich ein vitales Eigenleben in zeitgenössischen musikalischen Genres. Dreh- und Angelpunkte des elfköpfigen Ensembles aus fünf Ländern sind Zhang Jun, Meister des chinesischen Kunqu, sowie der Jazzmusiker Haggai Cohen-Milo.

Einen besonderen Akzent setzt das Konzert „Der Klang der Stille“ zu Ehren des estnischen Komponisten Arvo Pärt an dessen 90. Geburtstag in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Görlitz. Zu erleben sind der Estonian Philharmonic Chamber Choir und das Kammerensemble Concerto Copenhagen unter der Leitung des Pärt-Intimus Tõnu Kaljuste. Das Konzert wird live von ARTE Concert übertragen.
Weitere musikalische Highlights sind das Solokonzert des jungen Akkordeonisten João Barradas, der Musik von Johann Sebastian Bach, Franz Schubert und Luís Tinoco präsentiert, ein Streichquartett-Abend mit dem Quatuor Danel mit einem Programm aus Mendelssohn, Schostakowitsch und Weinberg sowie ein Recital des Pianisten Szymon Nehring, der romantisches Repertoire von Chopin und Schumann vorbereitet hat.
Lesungen, Ausstellungen und Tanz
Literarisch setzt das Festival mit zwei szenischen Lesungen Akzente: „Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban im Staatstheater Cottbus sowie „Amadoka“ der ukrainischen Autorin Sofia Andruchowytsch im Kulturforum Görlitzer Synagoge. Die Autorin stellt sich dort anschließend einem Gespräch mit der Journalistin Sonja Zekri. Zudem locken zwei hochkarätige Ausstellungen mit einer Videoarbeit von William Kentridge im Dieselkraftwerk Cottbus sowie Videos und Zeichnungen von ihm und weiteren Künstler:innen im Neuen Schloss Bad Muskau. Der Tanzabend „HERE“ von und mit Andrew Schneider, Margaux Marielle-Tréhoüart und Joel Suárez Gómez feiert europäische Erstaufführung.
Finale mit Ute Lemper
Den krönenden Abschluss bildet „Ute Lemper singt Kurt Weill“ im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen – ein intimer Liederabend mit dem Weltstar, begleitet von ihrem langjährigen Pianisten Vana Gierig.