Das Stadttheater Gießen führt im Mai auf komische, aber auch beängstigend aktuelle Art und Weise vor, wie glücklich wir uns im liberalen Europa schätzen dürfen, dass wir nicht in totalitären Regimen leben. Bereits 1907 wusste Franz Lehár in seiner Operette „Mitislaw der Moderne“ auszudrücken, wie es um manche Nation bestellt ist.
Prinz Mitislaw, der die Annehmlichkeiten einer fortschrittlichen Erziehung in Paris „nach der neusten Mode“ genießen durfte, kehrt in sein Heimatland Benzinien zurück, in dem ein sittenstrenges Militär das Sagen hat. Der Konflikt zwischen den harten Landesregeln und der lebensfrohen Genusssucht des Protagonisten wird dabei nur allzu offenkundig.
Franz Léhar, der mit der Handlung rund um Mitislaw den Danilo aus seiner Operette „Die lustige Witwe“ parodiert, hält der spröden, aber zugleich auch vergnügungssüchtigen Wiener Gesellschaft eine Spiegel vor. Die Uraufführung fand im Kabarett „Hölle“ im Keller des Theaters an der Wien statt, im gleichen Jahr übrigens, in dem das Stadttheaters Gießen eröffnet wurde. Dort ist nun die Premiere der Operette zu erleben. (PE)